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Belegschaftsaktionäre kritisieren hohe Umstrukturierungskosten

28.12.2018

30.12.2018

Der Siemensvorstandsvorsitzende Joe Kaeser sagte auf der Analysten-Konferenz zum Geschäftsjahresergebnis für 2018, dass alle ambitionierten Ziele erreicht worden seien: Das operative Ergebnis ist ohne Personalstrukturierungen um 2% gestiegen und die Ergebnismarge des industriellen Geschäfts beträgt 11,3%. Uns Belegschaftsaktionäre erfreut dieses Geschäftsergebnis und ganz besonders das 2-stellige Wachstum in den meisten unserer Geschäftsfelder. Das sind Kennzahlen eines gesunden, florierenden Unternehmens!


Die bittere Pille steckt in den Personalstrukturierungskosten, die mit 500 Millionen das Ergebnis belasten. Wir sind der Meinung, dass es besser wäre, dieses Geld in zukunftsfähige Arbeitsplätze zu investieren als in Personalabbau. Für uns sind die Ziele des Vorstandes nicht ambitioniert genug, denn wir erwarten neben den Gewinnmargen eine stärkere Berücksichtigung der Interessen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Aus der Wirtschaft hören wir seit Jahren ein Klagelied von einem wachstumshemmenden Fachkräftemangel. Die Menschen, die ihren Arbeitsplatz verlieren, sind gut ausgebildet und erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gleichzeitig nimmt man 500 Millionen Euro in die Hand, um diese Leute los zu werden. Für uns Belegschaftsaktionäre ist das eine Verschwendung von Ressourcen und ein Zeichen von Einfallslosigkeit und Versagen, da die beiden wesentlichen Säulen jeder Geschäftstätigkeit, Kapital und Fachkräfte, nicht zum Aufbau tragfähiger Geschäftsmodelle genutzt werden können. In der Vergangenheit haben Siemens-Führungskräfte unter wesentlich schlechteren Ausgangsbedingungen erfolgreich Geschäftsgebiete aufgebaut!
Ein überzeugendes Beispiel ist der Bereich VDO, der aus Verantwortung für Mitarbeiter praktisch aus der Not heraus geboren wurde und beim Verkauf an Conti über 11 Milliarden Euro Erlös einbrachte.

Alle Geschäftsfelder, die zu dem erfreulichen Geschäftsjahresergebnis beitrugen, haben Durststrecken durchschritten und mussten in der Vergangenheit quersubventioniert werden! Damals hat man sich mit bescheideneren Ergebnismargen zufrieden gegeben. Das führte dazu, dass die Arbeitsplätze vergleichsweise sicher waren und die Geborgenheit einer Familie auch zur anerkannten Metapher unter den Beschäftigten wurde. Gleichzeitig war dies der Boden für innovative Entwicklungen: 1958 wurde beispielsweise die Simatic als Warenzeichen eingetragen, erst 20 Jahre später, nämlich 1978 auf der Hannover Messe, gelang ihr der Durchbruch. Heute ist sie ein wesentlicher Baustein der Digital Industrie. Dieses Beispiel zeigt, warum die Belegschaftsaktionäre im überzogenen Margendruck eine Gefahr für die langfristige Entwicklung des Unternehmens sehen.