Skip to main content

Kurzbericht zu den Hauptversammlungen

15.2.2020

15.02.2020

Wir bedanken uns herzlich bei allen, die uns mit der Vertretung ihrer Stimmrechte beauftragt haben. Ergänzend zur Berichterstattung in den Medien hier ein Kurzbericht zur Siemens-Hauptversammlung am 5.2.2020 in der Olympiahalle und zur Healthineers-Hauptversammlung am 12.2.2020 im ICM (Internationales Congress Center München), der unsere Sichtweise und Einschätzungen wiedergibt.

Proteste wegen der Lieferung der Signaltechnik für die Bahnverbindung einer australischen Kohlemine überlagerten erwartungsgemäß die Siemens-Hauptversammlung. Auf unserer Homepage haben wir unter der Rubrik Meinungen unsere Positionen zu diesem Auftrag veröffentlicht. Da die Bedeutung der Zulieferung einer Signaltechnik im Vergleich zum Impact großer Investitionen vernachlässigbar ist, haben wir den Fokus auf die Geschäftstätigkeit des Konzerns gelenkt. Der Erfolg von Siemens hängt davon ab, welche Zukunftsaussichten die Geschäftsfelder haben. Den Zukauf von Dresser-Rand hatten wir seinerzeit kritisiert, weil dieses Geschäftsfeld mit der Erdölförderung wächst und schrumpft. In seinem diesjährigen Brief an die CEOs schreibt selbst der BlackRock-Chef Larry Fink, dass nachhaltiges Investieren das beste Fundament für die Portfolios unserer Kunden ist. Es geht nicht nur darum, dass Unternehmen CO2-neutral werden, auch die Geschäftsfelder müssen entsprechend ausgerichtet sein. Mit der Meinung, dass Siemens Energy ohne das Geschäftsfeld von Dresser-Rand heute besser dastünde, sind wir übrigens nicht mehr alleine, wie auch die Generaldebatte auf der Siemenshauptversammlung zeigte.

Die „proaktive“ Neuaufstellung des Konzerns wird damit begründet, dass zukünftig Schnelligkeit der entscheidende Erfolgsparameter sei. Am 9. Juli 2020 soll auf einer extra einberufenen Aktionärsversammlung über die Abspaltung von Siemens Energy abgestimmt werden. Wir werden Sie hierzu wie gewohnt zeitnah informieren. Der Begriff „proaktiv“ vermittelt dabei den Eindruck, die Zukunft zu kennen, so dass die milliardenschweren Umorganisationskosten als gerechtfertigt erscheinen. Die Qualität dieses Blickes in die Zukunft kann man am Einfluss der Corona-Infektion auf die Siemensgeschäftstätigkeit erkennen. Mehrere Aktionärsvertreter haben danach gefragt, und erwartungsgemäß wurden die Auswirkungen nicht ansatzweise richtig eingeschätzt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Zukunft auch von Managern nicht vorhergesagt werden kann.

Das Managermagazin schreibt richtig: (Der) „Verein der Belegschaftsaktionäre kritisiert, dass die Dividende trotz des gesunkenen Gewinns je Aktie zum sechsten Mal in Folge erhöht wurde. Das Geld sollte besser im Geschäft investiert werden, wo ‘überhöhter Margendruck‘ etwa bei Digital Industries zu verzögerten Software-Updates und verärgerten Kunden führe.“ Hinzu kommt, dass wir im dementsprechenden Antrag dargelegt haben, dass ein „sonstiges betriebliches Ergebnis“ dadurch generiert wird, dass Siemens eine Siemens Trademark GmbH & Co. KG gegründet und als Sacheinlage den Zeitwert der übertragenen Markenrechte eingebracht hat. Damit wird nur für eine bessere Optik gesorgt, aber kein nennenswerter Cash Flow generiert.

Das neue Vergütungssystem enthält gewisse Verbesserungen gegenüber dem Alten, bleibt aber weit hinter den legitimen Erwartungen der Belegschaft zurück. Zum einen ist die Nachhaltigkeitskomponente gegenüber der Aktienrendite mit lediglich 20% gewichtet. So wird beispielsweise ein Schuh daraus, dass trotz rückläufiger Gewinne und geschäftsschädigender Sparmaßnahmen die Dividende erhöht wird. Abgesehen davon, dass die Vergütungen völlig überzogen sind, fehlt eine systematische Verbindung zur Entwicklung der Gehälter der Beschäftigten. Aus Belegschaftssicht ist eine solche Verknüpfung eine Mindestvoraussetzung, um ihr zustimmen zu können. Die Annahme des neuen Vergütungssystems mit 94,5% ist für Siemensverhältnisse bemerkenswert gering und zeigt, dass unsere Argumentation durchaus auf offene Ohren gestoßen ist.

In unserem Antrag zur Nichtentlastung von Joe Kaeser haben wir natürlich auch das Kommunikationsdesaster um die australische Kohlemine angesprochen. Ein entscheidender Grund für die Nichtentlastung ist eine falsche Steuerungsmethode für Investitionen. Es wird nicht das Geschäft nach seinem Bedarf entwickelt - das Siemens Financial Framework (SFF) funktioniert so, dass Investitionen dorthin fließen, wo der höchste kurzfristige Gewinn zu erwarten ist. Schon Werner von Siemens hat diese Art der Steuerung mit dem bekannten Zitat gebrandmarkt: „Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.“

Das Managermagazin bewertet das Abstimmungsergebnis folgendermaßen: “Die Aktionäre von Siemens entlasten ihre Vorstände mit jeweils 94 bis 95 Prozent der Stimmen - überwältigende Zustimmung, aber weitaus weniger überwältigend als bei Siemens-Hauptversammlungen üblich. Im Vorjahr hatte es nur gut halb so viele Nein-Stimmen gegeben. Das schlechteste Ergebnis erzielt Konzernchef Joe Kaeser mit 94,29 Prozent.“

Auf der Healthineers-Hauptversammlung haben wir kritisiert, dass der Aufsichtsrat der Healthineers AG weiterhin arbeitnehmerfrei bleibt, d.h. dass es dort keine Arbeitnehmerbank gibt.


Mit freundlichen Grüßen

Signatur Vorstand

Verein von Belegschaftsaktionären in der Siemens AG, e.V.
c/o Ernst Koether, Bäckerstr. 37, 81241 München,
Telefon: 089/89670229, Fax: 03212/1239263,
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
WEB: https://www.unsereaktien.de/

 

Weiterführende Links

Rede Fembacher
Rede Jürgensen
Abstimmungsergebnisse auf der HV
Reden des Aufsichtsratsvorsitzenden und des Vorstandsvorsitzenden
Rede Kaeser zum Nachlesen